Theater 2000

King Kongs Töchter

von Theresia Walser am 6. und 7. April 2000



King Kongs Töchter

Tod in Hollywood

Das Theater am Altenforst zeigt als 21.Inszenierung ein aktuelles Stück: King Kongs Töchter von Theresia Walser hatte im September 1998 am Theater Neumarkt, Zürich, Premiere und wurde seither in München, Berlin, Dresden, Hannover, Düsseldorf und Frankfurt am Main nachgespielt. Theresia Walser, jüngste Tochter von Martin Walser und Schwester von Franziska (Schauspielerin), Johanna (Schriftstellerin) und Alissa Walser (Malerin und Schriftstellerin), ist Schauspielerin und schreibt Theaterstücke. 1998 wurde sie zur Nachwuchsdramatikerin des Jahres gewählt, 1999 zur Dramatikerin des Jahres, King Kongs Töchter war Stück des Jahres; so jedenfalls das Ergebnis der Kritikerumfragen der Zeitschrift "Theater heute".

Meggie, Carla und Berta, drei Altenpflegerinnen (Anne Voß, Katharina Solzbacher, Julia Flatau [siehe Photo]) denken sich für ihre Schützlinge in einem Duisburger Seniorenheim etwas Besonderes aus: wer einen runden Geburtstag feiert, wird als Hollywoodstar zurecht gemacht. Diesmal ist Frau Tormann (Almut Solzbacher) an der Reihe; sie wird morgen 80 und wartet auf ihren Sohn Winnie, der ihr Kassetten schickt, die er auf seinen Geschäftsreisen besprochen hat. Obwohl sie gar nichts von einer Mae West hat, soll sie sich in den platinblonden Sexstar der dreißiger und vierziger Jahre verwandeln. Für die drei "Seniorendompteusen" ist die Apotheose der ihnen anvertrauten Alten in Bette Davis, Clark Gable oder Rita Hayworth jedes Mal ein tödliches Fest; Frau Tormann wird es ebenso wenig überleben wie all die anderen vor ihr. Nach Frau Tormann ist wohl Frau Hilde Albert (Mirjam Ochel) an der Reihe, der ein Glücksbrief den Kopf verrückt hat und die schließlich ihren Mann, den gutmütig-fürsorglichen Herrn Albert (Daniel Wrzosok), der immer aufs Essen wartet, nicht mehr erkennt.

Herr Nübel (Marcel Rödder) besteht nur noch aus Sprüchen, die er bei jeder unpassenden Gelegenheit zum Besten gibt; immerhin hat er noch seine "Orchesterordnung" im Kopf. Herr Pott (Stephan Leisge), obzwar 79, fühlt sich noch wie 40; er hat ein Problem mit den gelben Vorhängen in seinem Zimmer, schreibt ein Gedicht über die "Fünfuhrmorgenvögel" und läßt sich von Fräulein Meggie mitten in der Nacht Geschichten erzählen. Frau Greti (Barbara Marschollek) kann noch ganz schön bissig sein und möchte ihren vielen Männern, die sie schon beerdigen musste, einen weiteren folgen lassen, am liebsten einen Elektriker. Als "invalide Omi" im Rollstuhl lockt sie den jungen "Abenteurer" Rolfi (Florian Dorin), der den Bus nach Athen verpasst hat, ins Altenheim. Dort warten einige Überraschungen auf ihn; unter anderem muss er einsehen, dass die alte Dame leider keine Bancomatkarte hat. Am Ende liegt er unter dem Tisch und rührt sich nicht, und Herr Pott philosophiert über den Tod.

King Kongs Töchter machen weiter: "Ich habe dann wieder eine halbe Woche Unsterblichkeit vor mir, und diesmal werde ich die nutzen, oh ja, da tauche ich mitten hinein ins Leben wie noch nie etwas Lebendes ins Leben selbst hinein ist."

"Wenn man diese Konstruktion ernst nimmt, dann geht es hier um Probleme, die nach dem realistischen Zeitstück schreien: Sterbehilfe, Pflegenotstand, Bruch des familiären Generationenvertrags. Die bewundernswerte Leistung von Theresia Walser besteht darin, dass sie sich dieses Stück, das vor Mitgefühl und edlen Empfindungen nur so triefen würde, verkniffen hat. Sie hat stattdessen den eigentümlich aktuellen und gruseligen Wesenszug ihrer Geschichte sehr geschickt hinter einer drastischen Komik versteckt." (Matthias Ehlert, FAZ, 19.10.99)

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