Talente sichten und Begabungen fördern: Das Altenforst ist erstes MINT-Leistungszentrum im Rhein-Sieg-Kreis

Troisdorf. Während sich die meisten Schüler in NRW in die Herbstferien verabschiedeten, feierten Schüler, Lehrer, Eltern und viele Vertreter aus Politik, dem Bildungswesen und Wirtschaft am letzten Schultag vor den Ferien die Anerkennung des Troisdorfer Gymnasiums als erstes MINT-Leistungszentrum im Rhein-Sieg-Kreis. Stolz präsentierten Altenforster Schüler an verschiedenen Lernorten ihre Projekte aus den Bereichen Mathematik, Informatik, den Naturwissenschaften und Technik. 

Schulleiter Reinhard Schulte kam nicht weit, als er die Besucher während des Rundgangs durch die MINT-Lernorte am Altenforst führte. Eine Traube bildete sich direkt im Eingangsbereich, wo der Schulzoo seit 20 Jahren Schülerinnen und Schülern Begegnungen mit Reptilien, Schlangen und Krabbeltieren ermöglicht. Die Schulzoo-AG kümmert sich um allerlei Getier, das typischerweise eher Ekel auslöst. Hier wecken die Terrarien Neugier und Interesse.

In ihrem Gastvortrag"MINTeresse wecken" bot Prof. Annette Scheersoi der Uni Bonn Antworten auf die drängende Frage, wie man dem stark abnehmenden Interesse der Kinder an naturwissenschaftlichen Fächern entgegen wirken könne. Als Ursachen dieser internationalen Tendenz identifizierte die Expertin den traditionellen Unterricht. Es fehle an Praxis, Unterricht werde zu wenig an die Lebenswelt der Schüler angebunden und es mangele an Vorbildern in MINT-Berufen.

Nicht zufällig ist das Altenforst als Partnerschule für das EU-Projekt MultiCo ausgewählt worden: Hier konnte über 3 Jahre in ausgewählten Klassen und Kursen erforscht werden, wie sich das Interesse der Schüler in den MINT-Fächern entwickelt, wenn die Schüler erhalten, was sie wirklich brauchen: emotionale Lernziele, relevante Kontexte, Kontakt zu Rollenvorbildern und praktische Arbeit an authentischen wissenschaftlichen Geräten.

Einweihung Schülerlabor 10

Umgang mit wissenschaftlichen Geräten üben: Biologielehrer Christian Becker unterstützt eine Schülerin eine Probe mikroskopisch zu untersuchen 

Bürgermeister Klaus-Werner Jablonski freute sich darüber, wie am Altenforst die äußere Hülle mit Leben gefüllt werde. Denn der Schulträger könne zwar Bauvorhaben fördern, sinnvoll nutzen müsse es die Schule selbst. Immerhin investierte die Stadt Troisdorf allein 80.000 Euro in das neue Schülerlabor, weitere 25.000 Euro brachte der Förderverein der Schule auf. 

Das Altenforst setzt auf eigene Ressourcen: Der diesjährige Sponsorenlauf werde u.a. für die weitere Ausstattung des Schulerlabors genutzt. Nun kann vor Ort geforscht, gemessen und ausgewertet werden. Der Chemie-LK wertete in einem Projekt DNA-Proben aus. Mit weißen Kitteln, Schutzbrillen und wissenschaftlichen Geräten ausgestattet wirkten die Schüler wie echte Jungforscher - und so fühlte es sich für sie auch an.

Diese Flow-Erlebnisse seien zentral dafür, dass Kinder und Jugendliche ihre Begabung auch ausschöpfen, erläuterte Dr. Michael Wolf, fachlicher Leiter des Hoch-Begabten-Zentrum (HBZ) in Brühl. Die Erfahrung etwas selbst gestalten oder bewirken zu können sei eine zentrale Bedingung für erfolgreiche Begabtenförderung.

Glücksmomente in der Schule?

Diese seien möglich, verspricht Dr. Wolf, und nennt die wichtigsten Bedingungen: eine leistungsfreundliche Schulkultur, selbstständiges, problemorientiertes Lernen und  die Steigerung des Selbstkonzepts. Hellhörig wurden viele Gäste der Feierstunde in der Aula, als Dr. Wolf betonte, dass Begabung nicht automatisch zu Leistung führe - und im Umkehrschluss schwache Leistungen nicht an fehlender Begabung liegen müssen. 

Michael Funke, Initiator und Koordinator des MINT-Schwerpunkts am Altenforst, brennt für seine Fächer. Seit einigen Jahren engagiert er sich dafür die vielen Bausteine, die das Altenforst z.T. schon lange zu bieten hat, miteinander zu verknüpfen: 20 Jahre Altenforst-Akademie, 11 Jahre Selbstlernzentrum, Computerräume seit der 1990er Jahre, 20 Jahre Schulzoo - MINT-Leistungszentrum wird eine Schule nicht über Nacht.

 

Michael Funke wirbt erfolgreich externe Partner an, wo die Schule an ihre Grenzen stößt. Zu den Kooperationspartnern gehören nun auch das Hoch-Begabten-Zentrum Brühl (HBZ) und die Stadtwerke Troisdorf. Am 12. November wird der Kooperationsvertrag zwischen dem Altenforst und dem Rhein-Sieg-Kreis als ZDI-Partnerschule unterzeichnet. 

Die Idee ein regionales Leistungszentrum zu etablieren ist Funkes Herzensangelegenheit: gemeinsam mit seinen Kolleginnen und Kollegen und externen Partnern will er die Schule lokal vernetzen, die Lernenden im gewohnten sozialen Umfeld belassen und Vorbilder anbieten. Ziel ist es eine kontinuierliche Förderung von der Grundschule bis zum Übergang an die Hochschulen zu ermöglichen. Die Kernideen stellte Michael Funke seinen Gästen vor. 

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Blühende Bildung am Altenforst: Gäste aus Politik, Bildung und Wirtschaft feierten die Einweihung des MINT-Leistungszentrums

Schüler brauchen eine Lobkultur

Seit Jahren zeichnet das Altenforst im Format der Abendveranstaltung GAT-Ausgezeichnet! außergewöhnliche fachliche und soziale Leistungen aus. Spitzenleistung braucht breite Förderung, das weiß auch Reinhard Schulte. "Das Altenforst ist keine Eliteschmiede," betont der Schulleiter. Es müsse darum gehen Begabungen und Interessen breit zu fördern. "100% unserer Schülerinnen und Schüler haben Potential," betonte er. Das neue Schülerlabor sei ein strahlender Baustein dieses Konzepts. Um Potential zu schöpfen, braucht es besondere Maßnahmen, die hier im MINT-Leistungszentrum gebündelt werden. 

 

Schüler müssen nicht mehr, sondern qualitativ anders lernen

Schaut man auf die Stundenpläne oder die Curricula, so fühlt sich das ganz anders an. Die Bemühungen um Entschleunigung am Altenforst sind sichtbar: die 60-Minuten-Lernzeit, eine einstündige Mittagspause mit Bewegungs- und Entspannungsangeboten und gesundem Essen sollen bessere Bedingungen schaffen. Im Unterricht müssen Lernangebote gemacht werden, die kreative Denkprozesse ermöglichen und Aufforderungscharakter haben. Außerunterichtliche Angebote können zusätzliche Räume öffnen und den Unterricht beleben. Raum für kreatives, hochwertiges Lernen bietet nun auch das Schülerlabor oder der Schulgarten.

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Schülerinnen und Schüler des Chemie-LK analysieren DNA-Proben: entdeckendes, selbsttätiges Lernen in authentischem Umfeld

Alle Angebote gilt es zu vernetzen, betont Funke und beschreibt, wie Schülerinnen und Schüler im Schulgarten Gewässer- und Pflanzenproben entnehmen und im Schülerlabor nun eigenhändig auswerten können. Stehen in der Unterstufe im Biologieuntericht "Frühblüher" auf dem Programm, gilt es diese im Schulgarten zu entdecken. Auch die geisteswissenschaftlichen Fächer profitieren von diesem Lernort, denn wo lässt sich besser Naturlyrik rezitieren als in einem blühenden Garten? Im Gesprächskreis auf hölzernen Rundbänken in frischer Luft kommen Lehrer und Schüler sowie Schüler untereinander anders ins Gespräch als in Klassenzimmern. 

Schüler brauchen kontinuierliche Förderung

Punktuelle Angebote bieten schöne Anreize, doch spätestens Pubertierende sind nur schwer zu begeistern: Jede Lehrkraft weiß um die Herausforderung Pubertierende in einer Mittelstufenklasse zu unterrichten. Lernprozesse erfordern Zeit, kreative Denkprozesse und Selbstdisziplin. "Die Fähigkeit sich selbst zu regulieren und selbstständig zu organisieren ist wichtiger, als der IQ", lernten die Gäste während des Vortrags von Michael Wolf. Daher werden die Angebote miteinander vernetzt, damit man sich die Bälle gegenseitig zuspielen könne, erklärte Funke. So tüftelte der Erfinder-Club an einer innovativen Pizzaverpackung und arbeitet zusammen mit einem kleinen Start-up Unternehmen derzeit an der Vermarktung dieser Idee.

Gemeinsam mit Gleichgesinnten in einem angstfreien Schutzraum zu tüfteln, sich auszutauschen oder sich auf Wettbewerbe vorzubereiten - das stärkt das Selbstbewusstsein und fördert Interesse, das auch im Unterricht leichter zu entfachen ist. Bewusst setzt Michael Funke für die Forscherferien am Altenforst junge Dozenten ein. Ab Montag werden 150 Grundschüler freiweillig in den Ferien ihren Interessen nachgehen und forschen, tüfteln, untersuchen, kreativ werden und Probleme lösen. Junge Experten dienen als Vorbilder und Mentoren - die dringend gebraucht werden, um Berufe im MINT-Bereich auch für Mädchen attraktiver zu machen. 

Landrat Sebastian Schuster war erstmals am Altenforst. Augenzwinkernd meinte er, dass ein Gymnasium nicht so recht in das Beuteschema eines Landrats gehöre. Derzeit stünde der Aus- oder Umbau von Berufskollegs in Hennef und Troisdorf an, wie die Sanierung des Carl-Reuther-Berufskollegs in Hennef für geschätze 50,7 Millionenen. Als erstes regionales MINT-Leistungszentrum lockte das Altenforst nun auch den obersten Kommunalbeamten des Kreises an unser Gymnasium. 

Lokale Partner haben das Altenforst schon länger auf dem Schirm. Die Universität Bonn gehört schon seit Jahren zu den Kooperationspartnern des Altenforst. Die Stadtwerke Troisdorf haben das spektakuläre Wetterballon-Projekt finanziell unterstützt. Andrea Vogt, Geschäftsführerin der Stadtwerke, erklärte, dass daraus die Idee entstanden ist gemeinsame Projekte zu institutionalisieren. Ein Kooperationsvertrag für zunächst 3 Jahre wurde heute unterzeichnet. 

Diese Vernetzung der Schule mit lokalen, externen Partnern und die Etablierung einer neuen Lernkultur sollen den Schülerinnen und Schülern vielfältige Räume für Glücksmomente und kreatives Denken erschließen. Jetzt heißt es: Potentiale auszuschöpfen - nicht nur in den MINT-Fächern! 

 

Text: Cornelia Scheppeit         Fotos: Robert Pollheim

 

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