Einweihung des Schulgartens als Ort des Forschens und der Entspannung in der Natur
29. Juni. Nach fünf Jahren Planung, Drittmittelakquise und tausenden von Arbeitsstunden ist es vollbracht: unser Schulgarten konnte heute eingeweiht werden. An diesem beispielhaften Projekt waren eine Vielzahl von Menschen über einen langen Zeitraum beteiltigt, um der Schulgemeinschaft diesen neuen Erfahrungsraum bieten zu können.
Bei hochsommerlichen Temperaturen fanden sich viele der Beteiligten ein: Allen voran Nico Lemmer, Biologielehrer und Initiator des Schulgartenprojekts, das Schulleiterteam Reinhard Schulte und Michael Funke, stellv. Bürgermeister Rudolf Eich, Exklusivsponsor Rüdiger Ramme (von Rammes Grünland, Lohmar), Leiter des Schulamts R. Land, Edith Könsgen als Elternvertreterin, die SV, eine Vertreterin des Fördervereins sowie interessierte Lehrer, Eltern und Schüler. In gelöster Atmosphäre spielte die Lehrerband und gab der Einweihung des Schulgartens den Flair eines kleinen, feinen open air-Sommerkonzerts.
Reinhard Schulte bezeichnete den Garten als Aushängeschild der Schule, da er den Schülern Möglichkeiten biete zu forschen und zu entspannen. Als besondere Gäste begrüßte er Gerhard Fischer und Erich Stricker, das ehemalige Schulleiterteam, dem vor 5 Jahren der "Glücksgriff Nico Lemmer" gelungen war.
Zur Entstehung des Gartens - ein Rückblick von Nico Lemmer
Schon im Einstellungsgespräch warb Nico Lemmer darum einen Schulgarten systematisch anzulegen. Schon vorher gab es grüne Flächen, den Lesegarten, Rundbänke, die zu Gesprächen oder ein bisschen Ruhe im turbulenten Schulalltag einluden - aber Nico Lemmer hatte Größeres vor.
In seiner Rede beschrieb Lemmer die Einweihung als einen besonderen Tag, da er sich rückblickend in Bezug auf Größe, Zeitaufwand und Kosten des Projekts massiv verschätzt habe. Zwischenzeitlich erschien ihm der Abschluss des Projekts unmöglich. Er dankte der gesamten Schulgemeinde, die den Großteil der Finanzierung gestemmt habe, indem zwei Sponsorenläufe 17.658€ (von den benötigten 25.000€) eingebracht hatten. Auch der Förderverein habe sein Projekt finanziell unterstützt.
Ohne die Expertise, Beratung und Schenkungen von Rüdiger Ramme sei dieses Projekt nicht möglich gewesen. Den Kontakt hatte Lemmer über seinen ehemaligen Ausbilder, Gärtnermeister Daniel Hauer, hergestellt. Mit ihm hatte Visionär Lemmer auch einen Machbarkeitscheck durchgeführt.
Im Laufe der Jahre hätten ihn viele in der Schulgemeinschaft unterstützt, natürlich die Garten-AG, aber auch seine Biokollegen, Hausmeister Alexander Borgardt und das Mensateam. Michael Funke und Reinhard Schulte hätten ihm Freiräume für das Gärtnern geschaffen und seine Arbeit wertgeschätzt.
Das Konzept
Ziel des Schulgartens sei es unterrichtliche Inhalte in naturnaher, greifbarer Umgebung zu vermitteln. Der Garten bestehe aus verschiedenen Biotopen (z.B. dem Alpinum, das Fersehgärtner Ramme schon in seiner Sendung vorgestellt hatte), dem Schulteich, der sich für die Entnahme von Gewässerproben eigne und im Schülerlabor, das in Kürze eingeweiht werden wird, analysiert werden könne. Der Schulgarten sei vielfältig nutzbar, ein Ort für Begegnungen, zum Lernen oder Entspannen. Die erste Hängematte im Schulgarten wurde schon während der Dankesreden genutzt - weitere sollen folgen.
Rüdiger Ramme, Michael Funke, Vertreterin des Fördervereins, Leiter Schulamt Herr Land, Elternvertreterin Edith Könsgen (hinten v.l), Rudolf Eich, Nico Lemmer, Reinhard Schulte (vorne v.l.)
Wachstum im ursprünglichen Sinne
Stellv. Bürgermeister Rudolf Eich betonte, dass das Altenforst als innovative Schule bekannt sei; heute ginge es um "Mutter Erde und das Wachstum von Pflanzen als grundlegend für unser aller Leben." Vielen Menschen fehle es an Grundkenntnissen zu Pfanzen, Ernährung, biologischem Wachstum, an Naturnähe - "Gemüse und Obst begegnet vielen jungen Menschen nur noch in Folie verpackt im Supermarkt."
Von der Disqualifikation des Schulgartenkonzepts zur Planung und gemeinschaftlichen Durchführung des Schulgartenprojekts
Rüdiger Ramme (Foto rechts) begegnete Nico Lemmers Gartenvision erstmals in Papierform. Ramme sei Juror bei einem Schulgartenwettbewerb gewesen, als er auf das hervorragende Konzept für einen Schulgarten stieß, dessen besondere Qualität darin gelegen habe, dass dieser konsequent in den Unterricht eingebettet worden sei. Einziges Manko und Grund für die Disqualifizierung: "Den Garten gab's nicht!" Eingereicht hatte das Konzept, man ahnt es, Nico Lemmer (Foto: links), der ihn dann persönlich aufsuchte, um ihn für den Garten auf dem Papier zu begeistern. "Tonnen von Steinen und Hunderte von Pflanzungen später wäre der heutige Garten in einem solchen Wettbewerb ein heißer Favorit," ergänzte der Exklusivsponsor schmunzelnd.
Ramme blickte in seiner Ansprache auf die lange Geschichte von Schulen und Gärten zurück und lobte den Schulgarten als einen Ort des anschaulichen Lernens in einer Zeit der wachsenden Entfremdung von der Natur. Rücksicht auf die Natur könne nur gelernt werden, wenn man erkenne, welch' mühsame Arbeit ein Garten ist und so auch die Herstellung von pflanzlicher Nahrung.
Sein Engagement sei nicht uneigennützig, dieser Garten werbe indirekt für die "grünen Berufe" - guter, qualifizierter Nachwuchs sei gefragt. Es ist ein schönes Detail dieser Geschichte, dass Ramme vor 32 Jahren selbst sein Abitur am Altenforst abgelegt hat und seine Tochter hier auch zur Schule geht. Es seien viele beteiligt gewesen, resümiert Ramme, aber die Umsetzung sei vor allem Nico Lemmer und Daniel Hauer zu verdanken.
Abschließend überreichte die Fachschaft Biologie ihrem gärtnernden Kollegen ein Plakat mit Unterschriften als Dank der Schüler für sein Engagement und einen Kaputzenpullover mit GAT-Logo. "Wir laden dich zu einem Grillfest hier ein," versprachen sie, "und du wirst in der Hängematte entspannen."
Die Lehrerband spielte noch ein paar Stücke, die SV versorgte die Gäste mit Getränken und kleinen Snacks, dann luden Nico Lemmer und Schüler der Garten-AG zu einer Führung ein.
Viele der Besucher hatten schon zuvor die Gelegenheit genutzt durch den Garten zu stromern, das Alpinum zu erklimmen, die Schmetterlinge zu beobachten, in der Hängematte zu schaukeln, Namensschilder der Pflanzen zu studieren oder sich an einem schattigen Plätzchen auszuruhen.
Der Schulgarten bewährte sich schon heute als ein Ort, der Entspannung und Erfahrungen in der Natur inmitten des hektischen Alltags bietet. Im Hier & Jetzt lud er seine Besucher ein sich in die Natur zu begeben, zu erleben und zu begreifen.
Auch in Zukunft wird der Schulgarten ein Ort für situatives, entdeckendes und erfahrungsbasiertes Lernen sein. Schüler der Unterstufe können hier zum Beispiel Frühblüher erleben und den Unterschied zwischen Sporen- und Samenpflanzen entdecken. In den verschiedenen Biotopen können Siebtklässler die Anpassungsleistungen von Pflanzen erfahren. Genauere Analyseverfahren von Pflanzen- und Gewässerproben werden Mittel- und Oberstufenschüler im Schülerlabor durchführen können.
Die sinnliche Erfahrung der Natur ist ein wichtiger Bestandteil des Lebens und Lernens: macht euch auf in den Schulgarten!
Text und Fotos: Cornlia Scheppeit