Ionesco am Altenforst - ein absurder Theaterabend am GAT

Komische Unterhaltungen, allzu bekannte Alltagsprobleme und absurde Dialoge. Zwei Literaturkurse unter der Leitung von Nicole Pies und Sascha Ternedde-Wieck zeigten in einem „Doppel-Feature" am Donnerstag- und Montagabend am Gymnasium Zum Altenforst zwei Einakter von Eugène Ionesco. Der französisch-rumänische Autor gilt als bedeutendster französischer Dramatiker der Nachkriegsjahre – und vor allem als führender Vertreter des „absurden Theaters".

10 Schülerinnen und Schüler nahmen sich Ionescos Einakter „Die Kahle Sängerin" vor, 13 Nachwuchsschauspieler zeigten „Die Unterrichtsstunde". Und was die Akteure auf die Bühne brachten, war wirklich absurd - im Sinne Ionescos.

Das Ehepaar Smith In „Die Kahle Sängerin" empfängt das Ehepaar Smith einen Herrn und eine Dame, die nach einer minutenlangen Deduktion herausfinden, dass sie verheiratet sein müssen. Die beiden Paare überdecken mit ihren sinnlosen Gesprächen die Langeweile ihres Alltags, die die Leere und Oberflächlichkeit unserer Welt dokumentiert. Es fehlt ihnen an Leidenschaft, an Sehnsüchten. Eine spießige Zufriedenheit mit trivialen Anekdoten eines zu Besuch kommenden Feuerwehrmannes bildet bereits den Höhepunkt des Daseins der beiden Paare. Erst am Ende steigern sich die Figuren in ein Crescendo aus Phrasen und inhaltslosen Wörtern. Das Feuer erlischt aber schnell – denn der Einakter endet so, wie er begann: mit dem Treffen zweier gelangweilter Ehepaare.

In „Der Unterrichtsstunde" treffen ein älterer Professor und eine junge Abiturientin aufeinander. Die einfältige Schülerin soll auf Wunsch ihrer Eltern in allen Fächern unterrichtet werden. Dem Professor scheint seine Aufgabe lästig. Am Anfang wirkt er noch zerstreut, das Mädchen selbstbewusst. Mit der Anzahl der Fragen wandelt sich das Bild langsam. Der Professor wird lauter, aggressiver – das Mädchen dagegen kleinlaut und klagt zunehmend über starke Zahnschmerzen. In einem Rausch des Überlegenen erdolcht der Professor die Schülerin – und beseitigt die Leiche gerade rechtzeitig vor dem Ankommen der nächsten Schülerin. Das Stück kritisiert auf immer wieder komische Art und Weise das nutzlose Wissen unserer Bildungsgesellschaft und die Macht der Starken über die Schwachen.

Neben der besonderen schauspielerischen Leistung der Schülerinnen und Schüler, ist vor allem die Schülerinnen in Inszenierung hervorzuheben. Das abstrakte Bühnenbild eines kleinbürgerlichen Wohnzimmers bzw. des Studierzimmers des vermeintlich wissenden Professors war mit seinen winzigen und überdimensionierten Möbeln genauso stimmig wie die Verteilung der Rollen. Das Ehepaar Smith war dabei dreifach besetzt und spiegelte so auf geniale Art verschiedene Milieus unserer Gesellschaft wider. Das erste Ehepaar war um eine gepflegte Wortwahl und gutes Aussehen bedacht, den nächsten war Karriere und Ansehen wichtig und das dritte Paar glänzte mit kölschem Dialekt und modernem Tanzstil. Auch bei der Unterrichtsstunde musste sich Ternedde-Wieck auf ein Ensemble einstellen, dass die verfügbaren Figuren des Stückes überstieg. So vereinten viele Schauspieler die Figur der anfangs selbstbewussten Schülerin, um dann im Laufe der Unterrichtsstunde in die Rolle des immer hitzigeren Professors zu wechseln.

Den Akteuren merkte man den Spaß an der Arbeit der letzten Monate an – und das Publikum feierte beide Inszenierungen mit großem Applaus.

„Die Schülerinnen und Schüler haben sich in den letzten Monaten auf wunderbare Weise entwickelt und den Stücken ihren ganz persönlichen Stempel aufgedrückt. Wir sind sehr stolz auf ihre Leistungen", sagte Sascha Ternedde-Wieck nach der Premiere.

Das Ensemble bestand bei der „Kahlen Sängerin" aus: Faraz Jalili, Tim Neumann, Thorben Schwanz, Jasper Minor, Tim Schönenbrücher, Tobias Strömer, Moritz Hansen, Sina Seibold, Alicia Zink und Bardya Rad.
Bei „Der Unterrichtsstunde" spielten folgende Schülerinnen und Schüler mit: Sarah Gerhards, Dina Bölling, Apo Drossidis, Linn Frütel, Abraham Goitom, Jonas Greuel, Julia Ils, Philipp Kaufhold, Sebastian Kefer, Anna-Lena Konicek, Lukas Nichol, Gesa Schröder und Timo Sonnenberg.

Viele Zuschauer verließen das GAT am späten Abend gut unterhalten und doch irgendwie verstört. Eine „absurde" Mischung, auf die der 1994 verstorbene Eugène Ionesco stolz gewesen wäre.

 

Robert Pollheim

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