DIE SCHMIEDE DER WERTVOLLSTEN ERINNERUNGEN:

ERFAHRUNGSBERICHT ÜBER BESUCH DER JGW-SCHÜLERAKADEMIE

Vom 06.08. bis zum 17.08.2022 hatte ich die große Ehre an der JGW-Schülerakademie in Papenburg teilzunehmen, den Kurs „Molekulare Grundlagen der Tumorimmunologie“ zu besuchen und ganz viele motivierte Schüler*innen aus ganz Deutschland kennenzulernen.

IC2200 – Diese wahllose Aneinanderreihung von Buchstaben und Zahlen waren für mich die Zeichen meiner Zugverbindung, die mich nach Papenburg an der Ems zu zwölf der wohl überraschendsten, schlaflosesten und einfach schönsten Tage meines bisherigen Lebens bringen würde, zur JGW Schülerakademie. Doch was ist eine JGW-Schülerakademie? Die JGW-Schülerakademie ist eine zwölftägige Veranstaltung des Vereins Jugendbildung in Gesellschaft und Wissenschaft e.V. in Kooperation mit der Deutschen Studienstiftung. Das Ziel der über ganz Deutschland verstreuten Akademien ist die Förderung begabter und interessierter Schüler*innen. Neue Herausforderungen, neue Erfahrungen und der Kontakt zu anderen Jugendlichen stehen dabei zentral im Mittelpunkt. Jedes Jahr bekommen etwa 980 Jugendliche von 2200 Bewerbern die Möglichkeit, an einer der circa 15 Akademien und somit an einem der 90 Kurse teilzunehmen. Die Kursinhalte reichen dabei von Mathematik und Naturwissenschaften, über Informatik und Medizin bis hin zu gesellschaftlichen sowie künstlerischen und kulturellen Themenschwerpunkten, sodass für jeden etwas dabei ist. Das mag sich zuerst vielleicht so anhören, als ob die Akademie für überengagierte Schüler*innen sei, die in den Ferien nicht auf das Lernen verzichten wollen. Doch die Schülerakademie ist etwas ganz anderes.

Mein erster Kontakt mit dem Thema Schülerakademie war, als ich bei der Altenforst Plus Veranstaltung von Mitschüler*innen von dieser außerschulischen Möglichkeit erfahren habe. Im Februar dieses Jahres bin ich zu unserem Konrektor gegangen, um mich über Ferienangebote zu informieren. An dieser Stelle möchte ich mich bei Herrn Funke bedanken, der mich für die Deutsche Schülerakademie vorgeschlagen und das Empfehlungsschreiben aus schulischer Sicht geschrieben hat. Nach fast einem Monat des gespannten Wartens habe ich eine Mail von der Deutschen Schülerakademie bekommen und konnte meine Wunschkurse wählen. Aus den 90 Kursen, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten zur Zeit der Sommerferien in Deutschland stattfanden, konnte man sich einen Favoriten und vier Alternativen auswählen, was mir aufgrund des breitgefächerten Angebots sehr schwerfiel.

Es begann die schwere Zeit des Wartens und des Bangens, ob ich eine Zu- oder Absage erhalten werde. Im Mai fand ich dann in meinem Postfach eine Mail mit einer Teilnahmebestätigung zu meinem Erstwunsch. Doch neben Freude stellte ich mir auch Fragen wie: Was genau ist eine Schülerakademie und bin ich dafür geeignet? Was erwartet mich und wird es mir gefallen? Mit was für Menschen werde ich in der Akademie sein und was ist, wenn ich mich mit niemandem verstehe? Was eine Schülerakademie ist, konnte ich mir schon irgendwie zusammenreimen, aber ich hatte auch ein wenig Angst vor dem, was mich erwarten würde. Im Nachhinein kann ich nur meinen Kopf über meine Sorgen schütteln. Der Kontakt mit den fast 90 Teilnehmern der Akademie begann bereits online über eine bereitgestellten Website der JGW-Schülerakademie. Dort konnte man schon einmal erfahren, wer mit welchem Zug fährt und Planungen für den Akademiealltag vornehmen.

Als ich an dem Akademiestandort in Papenburg ankam, war ich überwältigt. Die historisch ökologische Bildungsstätte in Papenburg (kurz HÖB) war alles andere als eine Jugendherberge. An einem großen See, auf dem man auch mit Ruderbooten fahren konnte, tummelten sich die Gebäude der Akademie. In drei verschieden Häusern gab es die sauberen und ordentlichen Zimmer, in denen eine bis drei Personen es Platz finden konnten. Die Häuser waren auch eine Besonderheit für sich, da beispielweise das Haupthaus aus einem botanischen Garten bestand, von dem die Zimmer abgingen.

JGW2022 02

Nun folgt einmal der Tagesablauf. Um 7:30 Uhr begann der Tag übermüdet mit den Coronatests, danach durfte man das üppige Frühstücksbuffet begeistert verzehren, um so gestärkt zur Plenumsversammlung zu gehen. Beim Plenum wurden organisatorische Ankündigungen kundgemacht, Freizeitaktivitäten vorgestellt und Nachrichten von Teilnehmenden und Leitenden gehalten, wobei echte Nachrichten mit Verschwörungstheorien rund um Papenburg vermischt wurden. Die Krönung des Plenums war die verhasste „Laurentia“, ein morgentliches Frühsportprogramm mit Musikcharakter, bei dem alle gelitten haben. Nach dem Plenum begannen die sechs verschieden Kurse „Alles logisch?!“, „Algorithm Engineering!“, „Von der Quantenmechanik“ zum Qubit!“, „Molekulare Grundlagen der Tumorimmunologie“, „vom Sinneseindruck zur Realität“ und „Das Recht auf Asyl!“. Insgesamt hatte man fünf Stunden Kursarbeit am Tag, aufgeteilt in drei vormittags und zwei am späteren Nachmittag. Die Kurse sollte man sich jedoch nicht wie „Schule nur krasser vorstellen“, auch wenn das Niveau des Kurses das der Schule bei weitem übersteigt. Der große Unterschied liegt darin, dass der Kurs Spaß macht und die Atmosphäre sehr besonders ist, da alle Teilnehmenden sich in einem außergewöhnlichen Maß für das Thema interessieren. Zudem muss man nicht an seine eigene Leistung denken. Die Schüler*innen arbeiten gemeinsam und auf Augenhöhe, um sich ein Thema zu erschließen, von dem man selbst noch nicht so viel weiß. Auch trägt zur guten Atmosphäre die Kursleitenden bei, die immer sehr freundlich und zu einem Scherz auch nicht zu schade waren.

Der nächste Tagesordnungspunkt war das Mittagessen, bei dem es sehr experimentelles, aber auch leckeres Essen gab. Natürlich besteht der Akademiealltag nicht nur aus Kurs, sondern auch aus den KüAs. KüAs sind kursübergreifende Aktivitäten, die sowohl von Teilnehmenden selbst vorgeschlagen und organisiert wurden als auch von der Akademieleitung. Es gab sportliche KüAs, wie Fußball oder auch morgens vor dem Testen joggen zu gehen, lehrende KüAs, wie die Einführung in das Strafrecht oder in die Quantenphysik, aber auch kreative KüAs, wie ein Orchester oder verschiedene Chöre. Die wohl interessanteste KüA war die „Sarkasmus-KüA“, die um 4:30 (morgens) am anderen Ende des Sees stattgefunden hat. Abgerundet wurde das tägliche Programm von gemeinsamen Abendaktivitäten wie Lagerfeuer, Studieninfoabend, bei dem die ganzen Kursleitenden, die selbst Studenten waren über ihr Studium berichtet und über Stipendienmöglichkeiten informiert haben, Konzertabend oder auch verschiedene Partys.

JGW2022 01

Das war der Tagesablauf. Es gibt jedoch zwei Tage, die besonders erwähnenswert sind. An einem Tag gab es vier verschiedene Ausflüge, wovon man sich einen aussuchen konnte. Zur Auswahl standen eine KZ-Gedenkstätte, ein Kunstmuseum, eine Moorwanderung und ein Besuch in der berühmten Meyerwerft in Papenburg, in der Kreuzfahrtschiffe gebaut werden. Ein anderer Tag trug den Namen „Rotationstag“, bei dem die verschiedenen Teilnehmenden in Kleingruppen bestehend aus Vertretern der sechs Kursen sich die einzelnen Themen gegenseitig vorstellten.

Zum Schluss muss man natürlich über die Teilnehmenden selbst berichten. Aus ganz Deutschland waren ca. 90 Schüler*innen in der Akademie. Der Akademiealltag war auch geprägt davon, dass man immer jemanden neues kennengelernt hat. Wenn man auf die Schnelle auf eine bis dahin unbekannte Person traf, so war man direkt in ein Gespräch vertieft, in dem man entweder sofort angeregt über sämtliche Themen diskutierte oder sich sich über die eigene Schule „beschwerte“ und wie ach so schwer das Abitur in den einzelnen Bundesländern sei. Natürlich versteht man sich nicht mit allen aus der Akademie perfekt, aber das Umfeld ist einfach etwas Besonderes. Die Teilnehmenden sind total spannende, vielseitig interessierte, offene Personen und keine trockenen, langweiligen Streber und der Austausch ist sowohl wohltuend und als auch inspirierend. Die Akademie zeigte einen, dass es sehr viele Menschen gibt, die die gleichen Interessen wie man selbst haben und auch für ein Thema richtig brennen. In der Akademie sind zahlreiche Freundschaften entstanden und man verplant seine langen Wochenenden und Ferien damit, wie man sich am besten Treffen kann.

Ich habe versucht möglichst ausführlich über meine Erfahrungen zu sprechen, aber ich glaube, ich kann gar nicht in Worte fassen, was so eine Akademie bedeutet. Diese Erfahrung ist eine, die man selbst erleben sollte, aber ich hoffe, dass ich einen Einblick geben und Interesse erwecken konnte

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