Erdogan in Altenforst?!
46 Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Zum Altenforst verhandelten in einem Planspiel den Fahrplan eines möglichen Beitritts der Türkei zur Europäischen Union
"Die Türkei lässt sich nicht für doof verkaufen," beschwerte sich Kilian Schmid, der für zwei Tage im Planspiel den türkischen Präsidenten spielte. Denn am Gymnasium Zum Altenforst wurden am 15. und 16. Feburar 2017 die Verhandlungen über den EU-Beitritt der Türkei simuliert. Dabei schlüpften die Schülerinnen und Schüler im Planspiel des Forum Jugend und Politik der Friedrich-Ebert-Stiftung in die Rollen der Beteiligten aus dem Rat der EU und dem türkischen Parlament und debattierten über die einzelnen problematischen Kapitel der Beitrittsverhandlungen der EU mit der Türkei. Dabei wurden auch die Bericht-erstattung von Zeitungen und der Einfluss von Lobbyistem simuliert. Alle waren mit Elan bei der Sache und spürten, wie schwierig es sein kann, die unterschiedlichen Meinungen und Vorstellungen der politischen Lager in einem Kompromiss zu vereinen.
So wurden mit Spaß und Spiel den Schülerinnen und Schülern die Arbeitsprozesse, vor allem der EU, beigebracht. Die Reaktionen der Schülerinnen und Schüler waren durchweg positiv. So sagte z.B. Leonie Weber: "Durch das praktische Durchführen der Prozesse wurde mir der Inhalt, den wir im Unterricht gemacht haben, nochmal deutlich besser klar." Aber auch Lehrer Jürgen von Schlichting sah große Gewinne in dem Planspiel: "Durch das Spielen der Rollen konnte den Schülerinnen und Schülern originäres politisches Handeln gut nahe gebracht werden." Am Ende kamen dabei die Schülerinnen und Schüler sogar zu einem Urteil, nämlich einen großen Schritt Richtung einer Mitgliedschaft von der Türkei. Vielleicht ist das sogar ein Vorbote für die echten Verhandlungen.
Gelingen kann das aber nur, wenn die Türkei erhebliche Reformen durchführt. So waren sich die Schülerinnen und Schüler im Planspiel einig, dass der Zypernkonflikt beigelegt, Handelsblockaden aufgelöst und die Diskriminierung von ethnischen Minderheiten, besonders der Kurden, beendet werden muss. Zudem waren sich das türkische Parlament und die Vertreter der EU-Länder einig, dass es im Wirtschafts- und Bildungssektor Verbesserungsbedarf gibt, so soll z.B. die hohe Jugendarbeitslosigkeit gesenkt werden. Die Schülerinnen und Schüler waren sich einig, dass die EU die Türkei dabei gerne auch weiter finanziell unterstützt, aber auch mehr Bereitschaft erwartet, die Herausforderungen anzugehen.
Ziel des Planspiels war es, ein besseres Verständnis für politische Entscheidungsfindung auf europäischer Ebene unter Einbezug von verschiedenen Standpunkten und Ansichten zu vermitteln. "Am anstrengendsten und am schönsten waren ja eigentlich die Debatten. Man hat gemerkt, dass es einfacher ist, in kleineren Runden zu diskutieren, da weniger Leute mitreden. In den großen Runden war es dann teilweise richtig zum Ausrasten, weil es so viele unterschiedliche Meinungen gab. Das hat sehr viel Energie gekostet, aber so ist es in der Realität ja auch," so Vanessa Specht, Vertreterin Zyperns im Rat der EU.
Möglich gemacht wurde das Planspiel vom Forum Jugend und Politik der Friedlich-Ebert-Stiftung. "Bei der Simulation erfahren die jungen Leute hautnah, wie schwierig es ist, im demokratischen System für die eigene Meinung in Debatten einzutreten und Kompromisse auszuhandeln," berichtete Enno Litzkendorf von der Friedrich-Ebert-Stiftung (Weitere Informationen finden sich auf der Webseite www.fes.de/forumjugend).
Die Leitung des Planspiels übernahm Valentum Kommunikation GmbH: www.valentum-planspiele.de